Kairo 678

Gepostet am Mrz 8, 2013


Für Fayza ist es Alltag, im Bus Nummer 678 zur Arbeit zu fahren. Da sie kein Geld für ein Taxi hat, gehört es ebenso zu ihrem täglichen Leben, dass sie im Bus sexuell belästigt wird. Aber auch Seba und Nelly, aus reicheren sozialen Schichten, werden Opfer von sexueller Gewalt – an einem anderen Ort. Überall droht ägyptischen Frauen geschlechtsspezifische Gewalt, sie gehört zur Gesellschaft und niemand traut sich, sich zu wehren, erst die drei Hauptdarstellerinnen im Film ändern dies. Sie fangen an, sich selber zur Wehr zu setzen, jede auf ihre Art. Sie kämpfen nicht nur gegen die Männergewalt, sondern auch gegen polizeiliche Ignoranz und gesellschaftliche Zwänge. Sie bleiben allerdings nicht die alleinigen Opfer. Im Film werden auch eindrücklich die verschiedenen Rollen der mitbetroffenen Partner dargestellt.

Was als Spielfilm dargestellt ist, beruht auf Tatsachen. Der Fall von Nelly führt zur ersten Verurteilung wegen Vergewaltigung in Ägypten. Die mutigen Frauen und Männer machen Hoffnung, doch die aktuelle Entwicklung und die Geschehnisse auf dem Tahrirplatz in Kairo sind ernüchternd. Was der arabische Frühling gerade auch bei Frauen an Hoffnungen geweckt hat, ist leider alles andere als umgesetzt.

Rund vierzig Frauen und Männer haben sich vom Thema ansprechen lassen und sind unserer Einladung am Vorabend des internationalen Frauentages 2013 in das Kino Reitschule gefolgt. Bei einem reichhaltigen ägyptischen Apéro haben wir über Fragen zum anregenden Film diskutiert und den Abend ausklingen lassen. Mit Zufriedenheit schauen wir auf den Anlass zurück.

Sibylle