SAFE PASSAGE

Gepostet am Nov 20, 2016


In Zusammenarbeit mit den anderen Berner Amnesty-Gruppen und “Ärzte ohne Grenzen” (Médecins sans frontières MSF) organisieren wir einen Referateabend zum Thema Migration.

Sulamith Begemann von Amnesty International erläutert die weltweite Migration in Zahlen und zeigt auf, dass vor allem schwach bis mittel entwickelte Staaten die Hauptlast der Millionen von Flüchtlingen tragen, nur ein kleiner Teil kommt nach Europa. Abkommen zwischen europäischen Staaten und Staaten wie der Türkei oder Libyen sollen Flüchtlinge möglichst daran hindern, nach Europa zu kommen. In der praktischen Umsetzung geschieht dies oft unter menschenrechtswidrigen Zuständen. Deshalb sollten sich die europäischen Staaten dafür einsetzen, dass die Menschenrechte eingehalten werden und dass es in erster Linie Alternativen zu diesem gefährlichen Weg über das Mittelmeer gibt. Sie erläutert im Weiteren die bindenden Migrationsrechte aufgrund von internationalen Konventionen und weist auf die laufende Kampagne “I welcome” (link auf AI-Seite?) hin, mit der Amnesty International in den nächsten Jahren die Rechte von Flüchtlingen unterstützen will.

Monica Rull war als Ärztin im Einsatz für MSF und berichtet von den Zentren, welche die Organisation in Europa betreibt. Auf dem Mittelmeer hat MSF drei Rettungsboote im Einsatz, die Flüchtlinge in Not aufgreifen.
Auf ihrer gesamten Reise haben Flüchtlinge kaum Zugang zu medizinischer Versorgung aufgrund ihres vorübergehenden und illegalen Aufentaltes. MSF versucht, basierend auf humanitären Prinzipien und medizinischer Ethik Flüchtlinge zu betreuen, unabhängig von politischen, ökonomischen oder religiösen Interessen. Die meisten Behandlungen betreffen chronische Krankheiten, psychologische erste Hilfe bei Traumatisierungen, Impfungen bei Kindern und sexuelle und reproduktive Gesundheitsinterventionen.

Als dritter Redner berichtet der Betroffene M.S., wie er im letzten Jahr von Syrien in die Schweiz geflüchtet ist. Sein Referat beeindruckt nicht durch Bilder und Zahlen, sondern durch die Schilderung der konkreten Zustände unterwegs, die uns die Schwierigkeiten und Ängste der Flüchtenden aufzeigen. Es ist eine Folge von Betrug, Versprechungen, Ungewissheit, Warten und Verharren in unbequemen Stellungen, sowie Eilen, Irren, stundenlangem Marschieren, Hoffen und Erschöpfung. Er betont, wie schwierig die Reise für ihn als jungen Mann gewesen sei und weist auf die Kinder und Gebrechlichen hin, für welche die Reise noch ungleich schwieriger sei. Hilfe habe er in den verschiedenen Ländern von Organisationen erhalten, die Schutz, Verpflegung und Information bieten.
Er habe in Syrien Englisch studiert und eine gute Arbeit als Übersetzer gehabt. Seine Familie habe befunden, dass er in Syrien nicht mehr sicher sei. Hier in der Schweiz wohnt seine Verlobte, aber seine Zukunft sei ungewiss. Er hofft, dass er zumindest als Küchenhilfe in einem Restaurant arbeiten und sich ein Leben aufbauen kann.

Die Moderatorin Marina Gold schliesst die Fragerunde und die Emotionen mit treffenden und zusammenfassenden Worten ab. Die Diskussionen gehen bei einem Apéro weiter. Die Anwesenden unterschreiben am Amnesty-Stand eine Petition an den Bundesrat, die fordert, dass die Schweiz mehr Verantwortung wahrnimmt und mehr Flüchtlinge aufnimmt.

Sibylle